Bericht von der Deutschen Vereinsmeisterschaft (DVM) U10 (27.-29.12.2022 in Berlin)

Erstmalig in der Vereinsgeschichte nahmen wir an einer Deutschen Vereinsmeisterschaft der U10 teil. Die Schachjugend Schleswig-Holstein hatte kein Qualifikationsturnier auf Landesebene ausgeschrieben und so erhielten wir auf Nachfrage einen der beiden Plätze für unser Bundesland. Den anderen Platz erhielt der Elmshorner SC.

Das Turnier begann für uns weniger gut, als sich Minh Dat, der als Betreuer mitfahren wollte, 1 Woche vorher bei einem Sportunfall verletzte. Einen halben Tag vor der Anreise gab es die nächste  Schreckensnachricht. Johann, unser bester U10-Spieler, war plötzlich krank geworden. In Windeseile versuchte ich in den verbleibenden Stunden bis zur Abfahrt am 26.12. noch Ersatz zu finden. Wir hatten zwar ohne Johann noch 4 Spieler, aber 7 Runden klassisches Schach (d.h. längere Partien bis 2 Stunden Dauer) in 3 Tagen wären für alle 4 ein hartes Brot gewesen, insbesondere für diejenigen, die ihr allererstes Turnier spielten. Letztlich fuhren Isa Mohideen, Zahra, Adam und Linus mit mir nach Berlin. Karina und ihr Vater waren bereits in Berlin und damit waren wir komplett.

Die Anreise mit der Bahn verlief erstaunlicherweise ohne Probleme und Verspätungen. Am Nachmittag des 26.12. gingen wir ins Naturkundemuseum, bevor wir uns auf den Weg zur Jugendherberge Berlin-Ostkreuz machten. Die Anmeldung in der Halle der Jugendherberge war erwartungsgemäß etwas wuselig, aber nach kurzer Zeit hatten wir für alle unsere Zimmerkarten. Es spielten in der U10 40 Vierermannschaften und in der U12w 19 Vierermannschaften. Die Jugendherberge ist ein altes Gebäude aus dem Jahr 1907, aber die Zimmer (für die Kinder 3-4-Bettzimmer) sind alle neu und modern ausgestattet und haben ein eigenes Badezimmer. Das Essen war auch sehr gut. Auch das WLAN war immer verfügbar; manchmal  vor den Runden natürlich etwas träge, aber wenn alle gleichzeitig die Vorbereitung für die Kinder machen wollen, ist das halt so. Im Eingangsbereich gab es zudem einen Barbereich, der immer gut besucht war.

Somit gingen 183 SpielerInnen in der U10 und 87 in der U12w an den Start. Die Jugendherberge war mit 409 Personen restlos ausgebucht und viele weitere Personen mussten auswärts übernachten. Dies führte dazu, dass auch tagsüber der Essensbereich mit vielen Eltern und Betreuern ständig belegt war. Leider kam es in diesem Zusammenhang auch zu Konfrontationen mit dem Haus, weil sich einige Eltern uneinsichtig zeigten, für die Reinigung der Essensräume kurzzeitig das Feld zu räumen. Dies warf leider ein schlechtes Licht auf die Schachspieler. Außerdem missfiel mir, dass nicht wenige SpielerInnen und BetreuerInnen die Essenszeiten nutzten, um ihre Laptops und Schachbretter auszubreiten, während andere mit vollen Tellern und Tabletts vergeblich nach einem Platz suchten. Und erst als man das monierte, wurde zusammengepackt. Da hätte ich mir mehr Rücksichtnahme gewünscht.

Durch Johanns Fehlen rutschten wir in der Startrangliste von Platz 32 auf Platz 37 ab. Der Kampf gegen die rote Laterne war daher das Ziel! Zahra hat von allen die meiste Turniererfahrung und spielte schon auf deutschen Meisterschaften im Einzel und der Mannschaft. Isa und Adam haben die Erfahrung von der Landesjugendeinzelmeisterschaft. Für Linus und Karina waren es das allererste Turnier und sogar die allerersten Wettkampfpartien.

Bei der Betreuerversammlung am Vorabend der 1. Runde ging es teilweise sehr emotional zu. Von der DSJ wurden noch einmal die Turnierbedingungen genannt:

  • MannschaftsführerIn muss immer ein Teammitglied sein.
  • Es waren keine Betreuer oder Besucher während der Runden im Turniersaal erlaubt, auch nicht in den ersten 10-15 Minuten, um z.B. zu fotografieren.
  • Es gab keine Internetübertragung der Partien.

Da zumindest der zweite und dritte Punkt nicht in der Ausschreibung angekündigt waren, gab es dazu teils heftige Diskussionen (z.B. der Trainer möchte sehen, ob die SpielerInnen das umsetzen, was ihnen beigebracht wurde; ein anderer Trainer meinte, dann hätte er auch von zu Hause die Onlinevorbereitung machen und sich die nicht gerade geringen Kosten sparen können). Punkt 2 wurde im Wesentlichen damit begründet, dass sich manche Kinder dann unter Druck befinden, aber in einem Nebensatz fiel dann auch die Bemerkung, dass die Räumlichkeiten zu klein sind. Ich denke, das war auch der springende Punkt. Der Saal der U10 war bis in die letzte Ecke mit Tischen ausgefüllt (die Mädchen spielten in einem Nebengebäude). Für die Wasserflasche war kaum Platz am Brett (Kuscheltier fast ausgeschlossen) und das Partieformular passte weder neben noch vor das Brett. Da in der U10 erfahrungsgemäß noch nicht so sauber mitgeschrieben wird, war das Nachspielen der Partien dann meist auch nach ca. 15 Zügen beendet.

Hier würde ich erwarten, dass sich die Landes-Schachjugenden, also auch unsere, für bessere allgemein gültige Standards bei diesen Meisterschaften einsetzen. Damit meine ich einerseits die  Räumlichkeiten und andererseits die Tatsache, dass es auch bei den Jüngsten eine Internetübertragung geben muss, wenn die U10-SpielerInnen genauso wie die U20-SpielerInnen behandelt werden.

Dienstag:

In der 1. Runde gegen TuS Makkabi Berlin (DWZ-Durchschnitt 1078) war daher nicht viel zu holen, 0:4. Adam spielte über die volle Zeit und verlor sogar nach Zeit.

In der 2. Runde ging es gegen die Barnimer Schachfreunde. Deren 3. Brett, Polly, wohnte mit Zahra, Karina und mir in einem Zimmer. Karina schaffte als einzige ein Remis, wobei unsere beiden Mädchen eigentlich den vollen Punkt machen sollten. Mit dieser Niederlage rutschten wir bereits ans Tabellenende.

In der 3. Runde am Nachmittag des 1. Tages gegen Vorwärts Orient Mainz holte nur Adam ein Remis.

Mittwoch:

Auch am 2. Tag ging es bereits um 8:30 los. Der Gegner in Runde 4 hieß USV Potsdam. Einzig Zahra gewann ihre Partie, so dass wir wieder verloren.

Kurz vorm Mittag startete die 5. Runde, wo wir auf Think Rochade Rostock trafen. Isa gewann seine Partie und Adam steuerte noch ein Remis bei. Die schlechte Chancenverwertung kostete uns leider wieder den Mannschaftspunkt.

Am Nachmittag wollten wir eigentlich in ein weiteres Museum gehen (Spionagemuseum oder Illuseum), aber bei beiden waren schon Tage zuvor die Onlinebuchungen alle ausgebucht. Ein Besuch der Reichstagskuppel wäre sogar erst wieder im Januar möglich gewesen. Daher fuhren wir zum Humboldt-Forum in der Nähe des Alexanderplatzes. Auf dem Weg dorthin bestaunten wir noch den Fernsehturm, die Weltzeituhr, das Rote Rathaus und passierten einen noch geöffneten Weihnachtsmarkt, dem wir auf dem Rückweg noch einen kurzen Besuch abstatteten.

Donnerstag:

In Runde 6 am frühen Morgen hieß der Gegner SK Gräfelfing. Karina holte das einzige Remis in dieser Runde.

In der letzten Runde gegen SF 1958 Bitburg gingen wir leider total leer aus.

Somit konnten wir unser Ziel, am Ende nicht ganz hinten zu stehen, leider nicht verwirklichen. Schade, Johann hat uns wirklich gefehlt. Aber es hat allen Spaß gemacht und alle haben einerseits eine Menge gelernt und andererseits gemerkt, dass man nur mit noch mehr Training gegen die Gleichaltrigen mithalten kann.

Die Siegermannschaft kam vom Düsseldorfer Schachverein 1854, die ihre “Stadtkollegen“ vom Düsseldorfer SK 14/25 (Platz 5) auf Distanz hielten. Der Elmshorner SC (Startrang 11) erreichte einen starken 7. Platz.

Ein großes Dankeschön an dieser Stelle noch einmal an Bettina Bensch vom Berliner Schachverband, die mit ihren vielen HelferInnen diese große Veranstaltung meisterte.

https://www.deutsche-schachjugend.de/2022/dvm-u10/

Britta