DVM U12w (2021) in Willingen vom 12.-16.08.2022
Erstmals in der Vereinsgeschichte qualifizierte sich ein Team für eine DVM
(DeutscheVereinsmeisterschaft). Unsere Mädchen (Diana, Jana-Marie und Zahra
sowie Gastspielerin Helene aus Bad Schwartau) sicherten sich im September 2021
(damals noch mit Hanna) durch einen tollen 3.Platz bei der Norddeutschen
Vereinsmeisterschaft in Berlin das Ticket für das Finale. Dieses Finale der
U12w sollte eigentlich in Neumünster im Kiek In zwischen Weihnachten
und Neujahr 2021 stattfinden, Ausrichter war TuRa Harksheide.
Aber dieses blöde Wort mit C machte mal wieder alle Hoffnungen zunichte.
So wurden dann bundesweit seitens der DSJ in allen Altersklassen die DVMs
abgesagt. Obwohl diese Meisterschaften eigentlich immer in Jugendherbergen
o.ä. Einrichtungen stattfinden, wurde offensichtlich kein entsprechender Ersatz
gefunden; das Kiek In hatte zum Nachholtermin keine freien Kapazitäten.
Für die U12w und die U14 fand die DVM in Willingen im Sauerland statt.
Das ist der Ort, in dem seit vielen Jahren zu Pfingsten die DJEM
(Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaften) stattfinden und zwar im
Sauerland Stern Hotel (4 Sterne). Klingt gut, zog aber nach sich, dass die Kosten-
beteiligung der Eltern nicht ganz unerheblich wurde.
Diana, Helene und Zahra kannten das Hotel schon durch ihre Teilnahme
an einer DJEM in früheren Jahren, für Jana-Marie war es neu. Leider sagte
Hanna dann 5 Wochen vorm Turnier ihre Teilnahme ab. Da waren’s nur noch 4!
Und für die Eltern wieder bisschen teurer, da ich vom 5-Bett-Zimmer auf
ein 4-Bett-Zimmer wechseln musste. Kurz vor Turnierbeginn fragte der Nationale
Spielleiter an, ob wir noch eine Spielerin aus einem U14-Team bei uns aufnehmen
könnten. Da niemand etwas dagegen hatte, ging es also wieder ins 5-Bett-Zimmer.
Und unsere Mädchen kamen mit der sympathischen Berlinerin
Madiha Fock (TSG Oberschöneweide) sehr gut zurecht.
Freitagmittag, Neumünster Bahnhof, ab ins Auto und los.
Das Wetter zeigte sich zwar von seiner Schokoladenseite, nicht aber der Verkehr
auf der A7 und so waren bereits 2 Stunden vergangen, als wir uns endlich südlich
vom Elbtunnel befanden. Die nächste Überraschung gab es dann an der Raststätte.
Alles war geschlossen, weil abgebrannt, versiffte Dixie-Toiletten und die 0,5 Liter-
Wasserflasche am provisorischen Verkaufswagen für 3,40€. Die nahm ich noch mit
und freute mich auf die nächste Raststätte, an der wieder Normalität herrschte.
Nach gut 6 Stunden erreichten wir das Hotel. Die DSJ hatte den Empfang gut
vorbereitet. Allerdings gab es für Jana-Marie kein Namensschild und für alle keine
Umhängebänder, mit denen dieses Schild sichtlich vorm Körper getragen werden
sollte. Grummel! Nach mehrmaligem Nachfragen bekam Jana-Marie
ihr Schild dann am letzten Tag doch noch.
Wir waren von 13 Mannschaften auf Rang 8 gesetzt. Schade, dass es eine ungerade
Anzahl war, so gab es immer für eine Mannschaft ein Freilos. Zweite Wertung nach
den Mannschaftspunkten waren nicht die Brettpunkte, sondern die sogenannte
Olympiade-Sonneborn-Berger-Wertung.
Glossar (Deutsche Schachjugend)
Diese sorgt dafür, dass kampflose Siege lediglich in die erste Wertung
(Mannschaftspunkte) einfließen und erzielte Brettpunkte gegen Mannschaften mit
vielen Siegen höher bewertet werden. Die Betreuer waren als Mannschaftsführerinnen
nicht zugelassen. Dieses Amt musste eine Spielerin des Teams wahrnehmen.
Ich hinterfragte diese Regelung, die mir zumindest für die jüngeren Jahrgänge sehr
suspekt erscheint, bei der abendlichen Mannschaftsbesprechung. Aber die DSJ ist
der Meinung, dass jede(r) SpielerIn in der Lage sein muss, dieses Amt zu übernehmen.
Zur allgemeinen Verwirrung aller anwesenden Betreuer wurde dann noch gesagt,
dass die Mannschaftsführer nach Beendigung ihrer eigenen Partie den Spielsaal
verlassen dürfen (und auch gern wiederkommen dürfen), das Amt aber nicht an
einen anderen Spieler, der noch spielt, weitergeben dürfen. Zur Erläuterung
sei gesagt, dass es nicht nur darum geht, nach der letzten Partie das Spielergebnis
zu unterschreiben. Ein Mannschaftsführer hat auch die Aufgabe, auf Nachfrage
eines anderen Spielers nach Remisgebot bzw. Remisanfrage adhoc zu antworten
(Ja oder Nein), sollte also immer den Gesamtüberblick über das
Mannschaftsergebnis haben. Dies wollte ich keiner Spielerin zumuten.
Diana übernahm als erfahrenste Spielerin dieses Amt, aber ich sagte allen,
dass sie selbst entscheiden dürfen und sollen, ob sie Remis bieten oder annehmen.
Außerdem ist Diana eine Spielerin, die ihre Bedenkzeit jederzeit
in Anspruch nimmt und so war sie auch in allen 7 Runden immer
diejenige im Team, die am Längsten spielte.
Das Programm war straff. Vor uns lagen 7 Runden
(90 Minuten Bedenkzeit je Spielerin für 40 Züge + 30 Minuten für den
Rest + 30 Sekunden je Zug) in 4 Tagen (davon 3 Tage mit Doppelrunden). In der 1.
Runde bekamen wir es mit der USG Chemnitz zu tun, die auf Rang 2 gesetzt waren.
Alle kämpften trotz sichtlicher Nachteile auf den Brettern leidenschaftlich, doch
die Überlegenheit der Gegnerinnen war deutlich. 0:4, es konnte also nur besser
werden. Und das wurde es auch in Runde 2 gegen die SG Porz. Nach Siegen von
Zahra und Helene stand Diana noch mit einem Mehrbauern sehr gut da, den
verlor sie aber wieder und man einigte sich auf Remis. 2,5:1,5, unser erster Sieg
bei einer DVM! Yeah!
In Runde 3 spielten wir gegen den 2. Vertreter aus Schleswig-Holstein, die Mädchen
von TuRa Harksheide, die von Rang 13 starteten. Helene gewann als Erste
mit schönem Mattspiel, Zahra folgte ihr, hatte aber Glück, dass die Gegnerin in
letzter Sekunde ein Turmopfer nicht sah, mit der Folge eines Dauerschachs.
Jana-Marie baute ihre gute Stellung zunehmend aus, bis der Gegnerin ein grober
Fehler unterlief. Diana hatte es am schwersten und musste sehr lange und
hartnäckig um den Sieg kämpfen, wobei sie auch in hochgradiger Zeitnot
einen kühlen Kopf bewahrte. 4:0! Die Stimmung im Team war top.
In Runde 4 ging es gegen den FC Bayern München, da gibt es also nicht nur
Fussballspieler! Wieder war es Zahra, die uns in Führung brachte. Sie sucht
immer das Matt, wenn auch manchmal mit merkwürdigen Wegen und Zügen.
Helene stand super, verriss aber ihre Stellung, als sie eine einfache Mattdrohung
übersah und kam sichtlich geknickt zur Analyse. Nachdem auch Jana-Marie
ihrer Gegnerin zum Sieg gratulieren musste, war es an Diana, uns ein Remis
zu sichern. Wir mussten wieder sehr lange warten, aber sie baute ihren Vorteil
zunehmend aus und setzte die Gegnerin schachmatt.
Wer kann schon von sich behaupten, dem FC Bayern München ein
Unentschieden abgerungen zu haben?
Wir können es jetzt!
SC Agon Neumünster holt Unentschieden
gegen FC Bayern München | SHZ
In der 5. Runde hatten wir mit Weisse Dame Berlin wieder einen starken Gegner.
Zahra spielte ihre beste und vor allem längste Partie, die ich je von ihr gesehen habe.
Immer auf der Suche nach einem Matt bedrängte sie ihre Gegnerin, stellte dabei
leider einen Turm ein, aber auch die Gegnerin machte dann wieder einen Fehler,
so dass Zahra gewann. Helene hatte das klar bessere Endspiel, nur leider die
falsche Idee, als sie ihren Turm tauschte, anstatt auf Jagd auf die gegnerischen
Schwächen zu gehen. Im folgenden Springer-Endspiel hatte sie das Nachsehen.
Jana hatte geringen Vorteil, den sie aber Stück für Stück zum Sieg ausbaute,
das war eine feine Leistung.
Damit hatten wir schon wieder ein Remis in der Tasche. Und was machte Diana?
Sie kämpfte wieder sehr lange, übersah aber einen guten Zug der Gegnerin und
schon war es aus. Mit 6:4 Mannschaftspunkten lagen wir sehr gut im Rennen.
In Runde 6 kam der Gegner wieder aus Bayern, TV Tegernsee. Wieder brachte
uns Zahra mit einem schnellen Sieg in Führung. Helene spielte ihre beste Partie.
Sie hatte zwar einen Turm mehr, stand aber mit dem offenen König mächtig unter
Beschuss. Meine vielen Ansagen an Helene und Zahra, langsamer zu spielen,
nützten dieses Mal. Sie überlegte und überlegte und fand die richtig guten
Züge bis zum Sieg. Jana-Marie stand unter Beschuss und fand den einzigen Zug,
der sie noch rettete nicht.
Bei Diana gab es eine wilde Eröffnung, von der Gegnerin offensichtlich gut
vorbereitet, aus der Diana mit 2 Minusbauern herausging.
Als die Gegnerin einen Fehler beging, nahm Diana das Remis an,
da sie bei wenig Zeit auf ihrer Uhr bis zur rettenden Zeitkontrolle noch viele Züge
hätte spielen müssen. 2,5:1,5. 8:4 Mannschaftspunkte und Platz 4.
Das hätten wir nicht geglaubt, wenn es jemand vor dem Turnier
prophezeit hätte. Ging da noch mehr? Vielleicht aufs Treppchen?
Die 3 Mannschaften vor uns in der Tabelle
(Altenberg, Weisse Dame Berlin und Chemnitz) hatten nur
1 Mannschaftspunkt mehr als wir und spielten in der letzten Runde
teilweise gegeneinander. Etwas Nervosität machte sich breit und
ich versuchte, die Mädchen zu beruhigen. Spielt einfach gutes
Schach und gebt Euer Bestes! Mit dem Gegner in der letzten Runde,
ein großes SAP auf den T-Shirts (Schachakademie Paderborn), gab es
natürlich noch einmal einen starken Gegner. Dieses Mal war Zahra die
Erste, die verlor. Man merkte es der Partie deutlich an, die Luft war raus,
das Turnier war für sie (mit 10 Jahren die Jüngste) sehr anstrengend.
Danach verlor auch Helene ihre Partie recht schnell, die Gegnerin
machte sofort enormen Druck, dem Helene nicht standhalten konnte.
Jana-Marie spielte sehr gutes Schach, gewann erst eine Qualität
und später die Partie. Diana hatte eine positionell sehr gute Stellung,
übersah aber ein Zwischenschach, das sofort die Partie kostete.
1:3 und zurück auf den 6. Platz.
Wir sind dennoch sehr mit unserem Abschneiden zufrieden.
Zahra erspielte mit 5 aus 7 ein Top-Ergebnis,
das ihr einen kräftigen DWZ-Zuwachs von 141 Punkten bescherte,
alle anderen lagen mit ihren Ergebnissen im Normalbereich.
Deutscher Meister wurde das Team von SSV Altenberg, das in der letzten Runde
mit 3,5:0,5 gegen Weisse Dame einen hohen Sieg erspielte, der die
notwendigen Wertungspunkte lieferte. Jeder, der schon einmal ein Turnier
gespielt hat, weiß, dass es wehtut, wenn man zwar punktgleich, aber mit 1
Buchholzpunkt weniger in der Wertung das Nachsehen hat. Dass aber auch
1 Sonneborn-Berger-Wertungspunkt über den Titel entscheiden kann, ist
schon eher ungewöhnlich. Das 1. Brett von Chemnitz (gegen Porz) spielte Remis.
In der Abbruchstellung hatte die Chemnitzer Spielerin 1 Figur
mehr, stand aber bisschen unter Beschuss. Wahrscheinlich dachte die
Chemnitzerin, dass das Remis zum Mannschaftssieg auch für den Deutschen
Meistertitel reicht. Wenn sie die Partie gewonnen hätte, dann wären das
0,5 (Brettpunkte) * 6 (Mannschaftspunkte von Porz) = 3 Sonneborn-Berger-
Punkte mehr gewesen, die Chemnitz den Meistertitel gesichert hätten.
Hätte, hätte, Fahrradkette!
Insgesamt hat uns das Turnier sehr gut gefallen,
nicht nur wegen des schachlichen Erfolgs.
Das Essen im Hotel war sehr gut. Nur die 10 €
(oder auch 11€, je nachdem, wen man an der Rezeption fragte), die ich
abdrücken sollte, um den abgeschlossenen Kühlschrank auf meinem
Zimmer nutzen zu können, waren sehr fragwürdig. Ich beließ es dann beim
kühlen Nass aus dem Wasserhahn.
Leider hatten wir zu wenig Zeit, um mal auf die Sommerrodelbahn zu gehen.
Für 2 Spaziergänge zum örtlichen Rewe und mehrmaligen Besuch des Hotelpools
reichte die Zeit zwischen den Spielen, Vor-und Nachbereitungen und
Essen gerade so.
Und mir hat es auch prima gefallen, dieses tolle Team betreuen zu dürfen.
Eine U14w gibt es leider nicht, aber in 2 Jahren sind wir sicherlich
bei der U16w wieder dabei.
Alle Ergebnisse und Partien:
DVM U12w, 12. – 16.08.2022 (Deutsche Schachjugend)